Heilung aus der Sicht der biodynamischen craniosakralen Osteopathie
In der biodynamischen craniosakralen
osteopathischen Therapie arbeite ich mit
Gesundheit.
Mich interessieren Blockaden, Läsionen oder
Einschränkungen nicht wirklich.
Ich lege meinen Fokus auf die Kraft, die diese
Beschränkungen überwinden und beseitigen
kann.
Immer wieder gibt es den Irrglauben, dass es
der Therapeut ist, der heilt.
Das ist nicht so.
Ich als Therapeutin unterstütze die innewohnende Gesundheit dabei, in ihrer vollen Kraft ihre
maximale Kapazität entfalten zu können.
Ich bin nicht in der Lage zu wissen, was der andere Mensch braucht.
Auch nicht in welcher Reihenfolge sich körperliche, emotionale oder mentale Unbeweglichkeiten in
Bewegung setzen wollen.
Ich kann auch nicht bestimmen, womit die Arbeit beginnt, oder wann sie beendet ist.
All das zu bestimmen wäre übergriffig oder ein Ratespiel.
In meinen Behandlungen höre ich zu.
Ich höre den Menschen sprechen – welche Worte er verwendet, welche Gefühle er mir beschreibt, wie
er spricht, wenn er von seinen Begrenzungen erzählt und wie er sie wahrnimmt.
Ich höre seinen Worten zu. Empathisch und liebevoll. Präsent und unvoreingenommen.
Noch lieber höre ich dem Körper zu.
Er ist der, der eine nüchterne, ehrliche, schnörkellose Sprache spricht. Er ist das verlässlichste
Ausdrucksmittel.
Wie kann ich dem Körper zuhören?
Ich stelle mich zur Verfügung. Ich diene.
Ich nehme mich zurück, mit meinen Urteilen, mit den Vorschlägen, die aus meinem Verstand kommen,
meinen bzw. den erlernten gesellschaftlichen Normen, mit schwarz-weiß Färbung, d.h. Täter-Opfer-
Bezeichnungen, Gut und Böse-Schubladen oder Entweder-oder-Sichtweisen.
Ich nehme Verbindung zu Räumen auf, die unbelastet sind, von Trauma, Verletzungen und
Verformung.
Zu Räumen, die schon da waren, noch bevor der Mensch geformt war.
Diese embryologischen Räume dienen der Funktion, die die Grundlage für das Ausbilden von Materie
(Zelldifferenzierung) ist, als zu Hause.
Es sind (scheinbar) leere Räume, die mit Potential gefüllt werden und sich dadurch definieren.
Dann wird der eine Raum zu einer Nase, der andere zu einem Auge und wieder ein anderer zu einem
Zwerchfell.
Der Raum, wo die Gesundheit sich im Körper ausdrückt, ist die Mittellinie.
Sie ist keine Linie oder Röhre, sondern Raum.
Sie hat einen Bezug zum Körper und sollte so weit und frei sein, dass der gesamte physische Körper
darin Platz hat.
Dabei ist sie mittig organisiert, reicht von oben nach unten und ist weiß-gold strahlend.
Außerdem drückt sie sich in Hitze aus. Bekannt ist dieser Hitzeausdruck beim Fiebern.
Ich mache mir auch den gemeinsamen Raum bewusst, den sich der andere Mensch und ich teilen.
Dieser Raum ist weit, flexibel und darin begegnen wir uns.
Über ihn kann ich mit dem Raum des anderen Menschen in Kontakt sein.
Und dann ist da noch der Raum, wo alles eins ist, der göttliche, unendliche Raum.
Dort, wo alles möglich ist.
Wo die Kraft von weit draußen herein kommt und die Blaupause, das perfekte Abbild mitbringt, das
dann auf Räume trifft, die davon berührt, verändert und geheilt werden.
All diese Räume werden von der Kraft der Liebe gehalten.
Mein Lehrer sagte: „Wenn Du nicht weißt, wie Du einem Menschen helfen kannst, kannst Du ihn
zumindest lieben.“
Ich sehe das auch so. Und erlebe es.
Ein Heilungsfeld zu halten ist zu lieben.
Eine selbstlose, nüchterne Liebe.
Eine Liebe, die einfach ist.
Die keinen Anfang und kein Ende hat.
Mein Leitsystem in diesen Räumen ist die Stille.
Sie ist wie eine Umhüllung überall präsent.
Und sie ist in allen Läsionen enthalten.
Im Zentrum eines Orkans ist es immer still.
Ich verbinde mich nicht mit den dichten, dunklen, blockierten Bereichen, sondern mit der Stille darin.
Sie ist die Türe zur Gesundheit.
Sie ist die Pforte zu dieser unermesslichen Kraft, die alles verändern kann.
Seit einiger Zeit erlebe ich, dass all diese Räume in den Behandlungen gleichzeitig arbeiten.
War es vor 15 Jahren so, dass es eine Reihenfolge einzelner Arbeitsbereiche gab, gilt es seit ein paar
Jahren, verschiedene Stillepunkte in unterschiedlichen Räumen miteinander in Beziehung zu setzen
und in Balance zu bringen.
Erst dann sind die Türen aufgereiht und das Licht kann ungehindert durchleuchten.
Dies mag einerseits mit meiner Kapazität Stille zu halten und Komplexität von Heilung zu erfassen zu
tun haben, aber ich glaube auch, dass wir Menschen mit wachsendem Bewusstsein auch nach
komplexeren Heilungsmethoden verlangen.
Durch einige dieser Räume sind wir Menschen miteinander verbunden.
Wir teilen uns einen Raum, wenn wir in Beziehung gehen, aber wir teilen uns auch Räume des
Potentials und Räume, wo wir uns ausruhen und genährt werden.
Einer dieser Räume wird uns bewusst, wenn wir still werden.
Ob in Meditation, in achtsamer Bewegung oder beim Atmen – wir können uns dieser Stille in und um
uns gewahr werden.
Dieser Präsenz.
Dieser Zustand ist ein Warteraum.
Hier warten wir, bis wir von etwas Höherem abgeholt werden.
Bis wir in einen Raum gebracht werden, wo wir mit unserem Willen nicht hingelangen können.
Dies ist der göttliche Raum.
Der Raum wo wir frei sind.
Wo wir alle Eins sind.
Wo nie etwas passiert ist.
Wo nichts und alles ist.
Leere, die nicht leer ist.
Über diese gemeinsamen Räume können wir uns auch über physische Grenzen hinweg verbinden.
Nicht nur in Gedanken, sondern mit unserem Sein.
Wir können uns verabreden, uns in diesem Raum zu treffen.
Ein Heiler kann dort einen Menschen treffen, der Unterstützung braucht, um in die Räume der
Gesundheit zu gelangen.
Auf diese Weise funktionieren Fernbehandlungen.
Wir treffen uns in nicht-leiblichen Räumen.
Es ist einerlei, ob der Mensch vor mir liegt oder sitzt.
Wir sind getrennte Körperräume, aber ein gemeinsamer Seinsraum.
Ich arbeite seit 15 Jahren biodynamisch craniosakral.
Ich habe mich dafür entschieden, weil es meiner Sichtweise von Heilung entspricht.
Es fließt in alles ein, was ich tue.
Ich halte den Raum für das, was da ist.
Denn es ist immer alles da.
Und wenn der Raum gehalten ist und der Fokus auf dem Licht, der Gesundheit und der
Vollkommenheit liegt, dann geschieht Heilung.
Genauso, wie der Mensch das braucht.
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